BVF: Krank­heits­kosten des Nacht­flugs in Köln/Bonn
Pressemitteilung vom 08.10.2013
Von: @Bundesvereinigung gegen Fluglärm (BVF) <2013-10-08>
Ein Gutachten von Prof. Greiser im Auftrag der BVF zeigt die sozialen und ökonomischen Folgen nächtlichen Fluglärms im Umfeld des Flughafens Köln-Bonn auf

Pressemitteilung der Bundesvereinigung gegen Fluglärm (BVF) vom 08.10.2013

Nächtlicher Fluglärm führt unzweifelhaft zu einem höheren Erkrankungsrisiko für erhöhten Blutdruck und allen Folgekrankheiten an Herz und Kreislauf. Dieses ist die wesentliche Quintessenz, die Prof. Dr. Eberhard Greiser aus zwei epidemiologischen Studien gezogen hat, die er im Auftrag des Umweltbundesamtes im Umfeld des Flughafens Köln-Bonn durchführte. Dabei konnten die von den Krankenkassen anonymisiert zur Verfügung gestellten Daten von mehr als einer Million Versicherten im Umkreis des Köln-Bonner Flughafens ausgewertet werden.

In einem Folgeschritt hat die Bundesvereinigung gegen Fluglärm Prof. Greiser beauftrag,t die sozialen und ökonomischen Konsequenzen dieser Risikoerhöhungen für einen Prognosezeitraum von zehn Jahren zu berechnen.

Bei dieser Prognose wurden auch alle diejenigen Erkrankungen einbezogen, bei denen sich in der Kölner Studie Risikoerhöhungen gezeigt hatten. Dieses waren neben Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzschwäche auch chronisches Nierenversagen, Zuckerkrankheit, psychische Erkrankungen (Depression, Psychosen/Schizophrenie) und Demenz. Schließlich fanden sich auch bei der Analyse von Krebserkrankungen erhöhte Risiken infolge Fluglärms, wenn man die Krebserkrankungen der Atemwege ausklammerte. Nach Prof. Greiser war dieser Ausschluss geboten, weil bei diesen speziellen Krebsen das Rauchen als überragender Risikofaktor alle übrigen möglichen Risikofaktoren – so auch den Lärm – dominiert.

Für die Prognose wurden die Krankheitskostenrechnungen des Statistischen Bundesamtes herangezogen, die seit 2002 etwa alle zwei Jahre veröffentlicht werden.

Die hochgerechneten Krankheitskosten für den Zeitraum 2012 bis 2021 betragen ca. 274 Millionen €; in dieser Summe sind jedoch noch nicht alle Kosten, z.B. solche für Produktionsausfälle enthalten. Die ausgewiesenen Krankheitskosten sind auf ca. 3.700 Erkrankungsfälle zurückzuführen, die voraussichtlich durch Fluglärm entstehen werden. Von diesen Patienten dürften mehr als 600 im Zehn-Jahres-Zeitraum versterben. Dadurch kommt es zu einem Verlust von mehr als 11.000 Lebensjahren.

Der Flughafen Köln-Bonn mit seiner unbeschränkten Nachtfluggenehmigung ist zweifelsohne ein Wirtschaftsfaktor für Nordrhein-Westfalen. Allerdings spiegelt sich dieses nicht unbedingt in den Gewinnen wieder, die der Flughafen erzielt. Nach den Geschäftsberichten der letzten fünf Jahre (2008-2012) betrugen die Jahresüberschüsse durchschnittlich ca. 3.5 Mio Euro.

Nimmt man für die kommenden zehn Jahre ein vergleichbares Gewinn-Verlust-Verhältnis bei ansonsten ähnlichen Rahmenbedingungen an, dann würde jeder Gewinn des Flughafens in Höhe von 1 Million € erkauft werden durch:

  • ca. 7,8 Millionen Euro Krankheitskosten,
  • ca. 314 verlorene Lebensjahre,
  • ca. 106 Krankheitsfälle.

Da jedoch kaum zu erwarten ist, dass die Eigentümer des Flughafens den gesetzlichen Krankenkassen die durch Fluglärm entstehenden Krankheitskosten ersetzen werden, muss sich jeder Versicherte darauf einstellen, dass in diesem Fall die Verluste wiederum der Allgemeinheit angelastet werden.

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