Grandke und Jühe für Umverteilung des Fluglärms
Gibt es bald kein ruhiges Fleckchen mehr in Rhein-Main ?
<2003-11-20>
Nach dem Rhein-Main-Dialog der Frankfurter Rundschau in Offenbach zum Thema "Demokratisierung des Fluglärms" ist klar: nicht nur der Offenbacher Oberbürgermeister Grandke ist für die "Demokratisierung des Fluglärms", sondern auch der Raunheimer Bürgermeister Jühe, der gleichzeitig Vorsitzender der Fluglärmkommission ist. Jühe spricht zwar lieber von "Demokratisierung von Lebensqualität", aber gemeint ist das gleiche: eine Umverteilung des Fluglärms in der Region. Er möchte die aktuelle Debatte um den geplanten Flughafenausbau nutzen, um Entlastungen für die Bewohner in den Hauptanflugschneisen (Raunheim, Offenbach) zu erreichen. Jühe: "Wenn der Ausbau gescheitert ist, ist die Angelegenheit für die, die jetzt wenig oder keinen Fluglärm haben, erledigt, und die armen Schweine bleiben auf dem Lärm sitzen“.
Deshalb hat Raunheim einen Lärmminderungsplan erarbeiten lassen, der neben vorwiegend für Raunheim wirksamen Maßnahmen eine Umorganisation des Flugroutensystems für die ganze Region enthält. Kernpunkt: Landen auf der Startbahn West bei Ostwind (von Süden), dafür alle Starts vom Parallelbahnsystem, in den Randzeiten (was immer damit gemeint ist). Damit hätte Raunheim und auch Mainz in diesen Zeiten Ruhe, andere Gemeinden aber mehr Lärm durch mehr Starts in Ostrichtung. In der Rundschau vom 19.11. konnte man eine grobe Übersicht über die Pläne nachlesen.
Jühe nennt seinen Plan "intelligentes Lärmverteilungskonzept". Es gehe hier "nicht um Bündelung oder Streuung, und nicht um das St. Floriansprinzip. Es müsse vielmehr "eine Lärmschnittmenge gefunden werden, bei der jeder Region nur so viel Lärm aufgebürdet wird, dass dort die Leute nicht weglaufen".
Der Offenbacher Oberbürgermeister Grandke sprach sich erneut für einen Ausbau des Flughafens aus, allerdings nur so, dass Offenbach dadurch nicht mehr belastet wird. Grandke widersprach der Ansicht, er handele nach dem St. Floriansprinzip. "Wenn der Flughafen neu gebaut würde und Offenbach würde sich bereit erklären, zwei von drei Einflugschneisen freiwillig zu übernehmen, könnte doch keiner vom St. Floriansprinzip sprechen". Man muss schon ein talentierter Politiker sein, um auf eine solche Sichtweise der Dinge zu kommen. Was die Flugrouten betrifft, würde er zur Entlastung von Offenbach auch gern auf der Startbahn West landen lassen, allerdings von Norden her. Vom Neu-Isenburger Bürgermeister Quilling wurden keine Umverteilungsvorschläge geäußert. Im Neu-Isenburger Lärmminderungsplan soll mit Fraport verhandelt werden, den Lärmpegel jedes Jahr um 0,1 dB zu senken.
Nach Aussage von Jühe ist sein Lärmminderungsplan nur einer von mehreren Vorschlägen. Angeblich wurden alle Vertreter in der Fluglärmkommission schon Mitte des Jahres aufgefordert, ebenfalls Vorschläge zur Entlastung ihrer Gemeinde vorzulegen. Das hört sich fair an, ist es aber nicht. Die potentiellen Opfer einer Umverteilung - bislang nur mäßig oder gar nicht vom Fluglärm betroffene Gemeinden - sind oft gar nicht oder nur indirekt in der Kommission vertreten. Da Fluglärm dort bisher keine zentrale Rolle gespielt hat, haben sie weder entsprechende Expertise, noch Pläne zur Fluglärmminderung in der Schublade - geschweige denn ausgearbeitete Gutachten für die Lärmverteilung in der Region. So werden sie den professionellen Umverteilungsplänen der "alten Hasen" wenig entgegen zu setzen haben. Zudem war es bisher fast überall tabu, Pläne zu diskutieren, die den Lärm auf Nachbarorte verschieben würden.
Die Idee, die einer "gerechten Fluglärmverteilung" zugrunde liegt - alle in der Region profitieren vom Flughafen, deshalb sollen auch alle einen Teil des Lärms abbekommen - ist keineswegs allgemein akzeptiert und auch so nicht richtig. Sowohl in den Einflugschneisen als auch weit weg davon leben Menschen, die den Flughafen nutzen, und solche, die gar nichts damit zu tun haben. Bürger, die nachträglich vom Fluglärm eingeholt werden, werden sich genauso ungerecht behandelt fühlen, wie die jetzt Betroffenen. Zudem ist die volle Gerechtigkeit - jedem Haus gleich viel Fluglärm - technisch nicht realisierbar. Auch wenn man 30 Flugrouten über die Region legt, gibt es immer Leute, die direkt darunter wohnen und damit die Dummen sind, während einen Kilometer entfernt schon wieder Ruhe herrscht.
Wird man sich in Zukunft bei der Wahl des Wohnortes in der Rhein-Main-Region überall fragen müssen, ob man lieber Dienstag abend oder Samstag morgen Fluglärm haben möchte? Wenn erst einmal das ganze Gebiet flächendeckend verlärmt ist, kann man die Region eigentlich nur noch weiträumig meiden. Und dann heißt es, im Gegensatz zum Fraport-Slogan "Zukunft ausbauen" : "Zukunft der Region verbaut".
Deshalb hat Raunheim einen Lärmminderungsplan erarbeiten lassen, der neben vorwiegend für Raunheim wirksamen Maßnahmen eine Umorganisation des Flugroutensystems für die ganze Region enthält. Kernpunkt: Landen auf der Startbahn West bei Ostwind (von Süden), dafür alle Starts vom Parallelbahnsystem, in den Randzeiten (was immer damit gemeint ist). Damit hätte Raunheim und auch Mainz in diesen Zeiten Ruhe, andere Gemeinden aber mehr Lärm durch mehr Starts in Ostrichtung. In der Rundschau vom 19.11. konnte man eine grobe Übersicht über die Pläne nachlesen.
Jühe nennt seinen Plan "intelligentes Lärmverteilungskonzept". Es gehe hier "nicht um Bündelung oder Streuung, und nicht um das St. Floriansprinzip. Es müsse vielmehr "eine Lärmschnittmenge gefunden werden, bei der jeder Region nur so viel Lärm aufgebürdet wird, dass dort die Leute nicht weglaufen".
Der Offenbacher Oberbürgermeister Grandke sprach sich erneut für einen Ausbau des Flughafens aus, allerdings nur so, dass Offenbach dadurch nicht mehr belastet wird. Grandke widersprach der Ansicht, er handele nach dem St. Floriansprinzip. "Wenn der Flughafen neu gebaut würde und Offenbach würde sich bereit erklären, zwei von drei Einflugschneisen freiwillig zu übernehmen, könnte doch keiner vom St. Floriansprinzip sprechen". Man muss schon ein talentierter Politiker sein, um auf eine solche Sichtweise der Dinge zu kommen. Was die Flugrouten betrifft, würde er zur Entlastung von Offenbach auch gern auf der Startbahn West landen lassen, allerdings von Norden her. Vom Neu-Isenburger Bürgermeister Quilling wurden keine Umverteilungsvorschläge geäußert. Im Neu-Isenburger Lärmminderungsplan soll mit Fraport verhandelt werden, den Lärmpegel jedes Jahr um 0,1 dB zu senken.
Nach Aussage von Jühe ist sein Lärmminderungsplan nur einer von mehreren Vorschlägen. Angeblich wurden alle Vertreter in der Fluglärmkommission schon Mitte des Jahres aufgefordert, ebenfalls Vorschläge zur Entlastung ihrer Gemeinde vorzulegen. Das hört sich fair an, ist es aber nicht. Die potentiellen Opfer einer Umverteilung - bislang nur mäßig oder gar nicht vom Fluglärm betroffene Gemeinden - sind oft gar nicht oder nur indirekt in der Kommission vertreten. Da Fluglärm dort bisher keine zentrale Rolle gespielt hat, haben sie weder entsprechende Expertise, noch Pläne zur Fluglärmminderung in der Schublade - geschweige denn ausgearbeitete Gutachten für die Lärmverteilung in der Region. So werden sie den professionellen Umverteilungsplänen der "alten Hasen" wenig entgegen zu setzen haben. Zudem war es bisher fast überall tabu, Pläne zu diskutieren, die den Lärm auf Nachbarorte verschieben würden.
Die Idee, die einer "gerechten Fluglärmverteilung" zugrunde liegt - alle in der Region profitieren vom Flughafen, deshalb sollen auch alle einen Teil des Lärms abbekommen - ist keineswegs allgemein akzeptiert und auch so nicht richtig. Sowohl in den Einflugschneisen als auch weit weg davon leben Menschen, die den Flughafen nutzen, und solche, die gar nichts damit zu tun haben. Bürger, die nachträglich vom Fluglärm eingeholt werden, werden sich genauso ungerecht behandelt fühlen, wie die jetzt Betroffenen. Zudem ist die volle Gerechtigkeit - jedem Haus gleich viel Fluglärm - technisch nicht realisierbar. Auch wenn man 30 Flugrouten über die Region legt, gibt es immer Leute, die direkt darunter wohnen und damit die Dummen sind, während einen Kilometer entfernt schon wieder Ruhe herrscht.
Wird man sich in Zukunft bei der Wahl des Wohnortes in der Rhein-Main-Region überall fragen müssen, ob man lieber Dienstag abend oder Samstag morgen Fluglärm haben möchte? Wenn erst einmal das ganze Gebiet flächendeckend verlärmt ist, kann man die Region eigentlich nur noch weiträumig meiden. Und dann heißt es, im Gegensatz zum Fraport-Slogan "Zukunft ausbauen" : "Zukunft der Region verbaut".
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Flugroutenänderungen Offenbach am Main Frankfurter Rundschau Fluglärmkommission Ffm
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