Fraport-Pressesprecher beschimpft Ausbaugegner
Politiker, die sich gegen den Ausbau engagieren, werden in die Nähe von "Unrechtsregimes" gerückt
Von: @-&lt;[ @ufgeflogen ]&gt;- <2002-04-07>
Als überzeugter Ausbau-Befürworter hat man es in einer vom Fluglärm betroffenen Stadt wie Kelkheim nicht leicht. Wie schön, wenn man dann wenigstens die richtigen Freunde hat: den Fraport-Pressesprecher Klaus Busch zum Beispiel. Wie in den letzten Tagen zur Presse durchgedrungen ist, hat der Leiter der Fraport-Presseabteilung dem Kelkheimer CDU-Stadtverordneten Hans-Jürgen Reuling einen Brief geschrieben, um ihm zu seinem "aufrichtigen Eintreten für den Flughafenausbau von Herzen zu gratulieren". Auch im Namen seiner Frau meint Busch in dem Brief weiter: "Dieser Ihr Einsatz ist uns gerade als zwei leitenden Angestellten der Fraport AG besonders wichtig, weil wir als Kelkheimer Mitbürger allmählich fast das Gefühl bekommen, uns für unsere Tätigkeit und für unseren Arbeitgeber schämen zu müssen".

Reuling hatte sich nämlich im Gegensatz zu seiner Fraktion bei der Diskussion um die ROV-Stellungnahme der Stadt für den Flughafenausbau ausgesprochen und seine Fraktion offen kritisiert. Daraufhin hatte die Fraktion Reuling als Vertreter aus dem Ausschuss für Stadtplanung und Verkehr abgewählt - da kann man schon etwas Trost von Fraport gebrauchen.

So weit, so gut. Doch die netten Worten für einen politischen Mitstreiter waren Busch nicht genug. Sein Brief war nämlich kein gewöhnlicher privater Brief, sondern einer mit dem offiziellen Fraport-Briefkopf. Und Kopie an den Ministerpräsidenten Koch, den Kelkheimer Bürgermeister Thomas Horn sowie weitere führende Kelkheimer CDU-Politiker. Und im weiteren Verlauf dieses Schreibens läuft der Fraport-Sprecher zu demagogischer Höchstform auf.

Nachfolgend werden Bürgermeister Horn und der Landrat Gall, beides Ausbaugegner, in äusserst unfairer Weise attackiert: Die Art und Weise, in der die per Direktwahl auch von uns aus damaliger Überzeugung gewählten Herrn Horn und Gall [der Landrat] mit dem Thema Flughafen "öffentlich Schindluder trieben" und durch "fahrlässigen Umgang mit der Wahrheit (bewusst) das Risiko eingingen, aggressive Stimmungen zu stärken“, sei zumindest der CDU unwürdig. Um so mehr passe in dieses verzerrte Bild einer eigentlich seriösen Partei auch das politische Verhalten der CDU-Fraktion gegenüber Reuling. Für faktenorientierte und nachdenkliche Beobachter könnten Horn und seine Gefolgsleute nicht deutlicher ihre Unaufrichtigkeit offenbaren: "Hier wurde ohne Rücksicht auf einen Totalschaden an eigener politischer Glaubwürdigkeit ein Verhalten parktiziert, das man allenfalls aus Unrechtsregimen vergangener Zeiten zu kennen glaubte". (!!!)

Busch weiter: "Dass der Etat des Main-Taunus-Kreises wie der Stadt Kelkheim aus dem Steueraufkommen am Flughafen beschäftigter Mitbürger(innen) gespeist wird, scheint jene Mandatsträger nicht zu beindrucken. Dass durch ihr Verhalten eine latente Poliikverdrossenheit allenfalls vergrößert wird, offenbar ebenso wenig. Ob jenen Herren bewußt ist, dass - nicht zuletzt motiviert durch ihren fahrlässigen Umgang mit Fakten und Realitäten - auch in Kelkheim allmählich schon beängstigendes Klima von Hysterie und Hass gegenüber der Institution Flughafen entsteht, dessen mögliche Folgen keiner dieser goethischen zauberlehrlinge verantworten könnte und wollte?".

Der Fraport-Sprecher schliesst mit den Worten, dass er sich gerne weiter auf einen "charakterfesten Volksvertreter" wie Reuling verlasse, und bietet diesem seine Hilfe "als Privatmann oder aber als Leiter der Presseabteilung der Fraport AG" an. Er kündigt auch an, dass er eine Kopie des Briefes "an unseren Aufsichtsratsvorsitzenden, den hessischen Ministerpräsidenten Koch, und unseren (hoffentlich nur derzeitigen) Bürgermeister Horm" schicken werde.

Ein Kommentar ist hier überflüssig – über das Demokratieverständnis und den politischen Stil dieses Herrn sprechen kann man nur den Kopf schütteln. Was sich Busch bei seiner Aktion gedacht hat, bleibt sein Geheimnis (all zu viel nachgedacht scheint er aber nicht zu haben). Seinem Arbeitgeber dürfte der Fraport-Mann eher einen Bärendienst erwiesen haben. Bürger reagierten sofort mit berechtigter Empörung, CDU und SPD beschwerten sich postwendend bei Fraport-Chef Bender. Selbst Fraport-Vorstandsmitglied Endler fand die Äusserungen seines Mitarbeiters „nicht akzeptabel“.

Man sieht an diesem Vorfall: Fraport wird angesichts des anhaltenden und intensiven Widerstands der Bevölkerung gegen die Ausbaupläne langsam nervös. Einzelne Mitarbeiten rasten schon aus und sehen Gespenster Wir jedenfalls gratulieren auch jemandem, nämlich den angegriffenen Politikern Horn und Gall – für ihren kompromisslosen Einsatz gegen den Aubau und für die Interessen der Bevölkerung.

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Fraport AG Lokal-Politik Rhein-Main-Gebiet Flughafen-Ausbau FRA

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